Reinhold Steig: Frau Auguste Pattberg geb. von Kettner darin: Auguste Pattberg: Schön Schaz, willst mit mir kommen?, Als es war am Abend spath | |
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„Mit deinen Manieren
Bin ich gar wohl vergnügt,
Je öfter als du kommest,
Ich gebe dir ’s Händlein
Das Herze auch dabei,
Und bleibe dir auch immer
Und ewig getreu.“
„Was bildst du dir dann ein?
Meinst du dann, mein Cathrinchen
Schenkt dir ihr Herzelein?
Jung ist sie noch von Jahren,
Must noch gar viel erfahren,
Ist viel zu jung und klein.“
„Ach nein, ach nein, Cathrinchen
Ist ja nicht mehr zu klein,
Je lieber soll mirs sein;
Was helfen mich die grosen,
sie sind so ungeschikt,
Sag selber du Cathrinchen
Als es war am Abend spath,
Der Junggesell tratt auf die Gassen,
ja Gassen,
Er geht vor ’s Lieb Schlafkämmerlein:
Und lass mich ’nein,
Ich will heut bei dir schlafen,
ja schlafen.“
„Was wärs, wenn ich dich auch ’rein lass –
ja schlafen,
Es mögten eins oder zwei im Winkel stehn,
Möchten mir oder dir auf Unglück sehn,
Möchten mich oder dich verrathen,
Und als es war um Mitternacht,
Der Wächter tratt auf die Gassen,
ja Gassen:
„Steht auf, steht auf, ihr junge Leut,
Der Tag kommt schon zu schleichen,
ja schleichen.“
Das Mädlein das war nicht zu faul,
Sie springt zum Kammerladen,
„Bleib liegen mein Herztausender Schaz,
Sind noch drei Stündlein bis an Tag,
Der Wächter hat uns betrogen,
betrogen.“
Das Mädlein hohlt ein Wasser,
ja Wasser,
Begegnet ihr derselbige Knab
Der heut bei ihr gelegen hat,
ja morgen:
„Guten Tag du mein Herztausender Schaz,
Wie hast heut Nacht geschlafen?
ja schlafen?“
Jetzt bin ich weder kalt noch warm,
Mein Ehr hab ich verschlafen,
ja schlafen.“
- ↑ Aus der eigenhändigen Niederschrift der Frau Auguste Pattberg.
Reinhold Steig: Frau Auguste Pattberg geb. von Kettner. Koester, Heidelberg 1896, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steig_Frau_Auguste_Pattberg.djvu/56&oldid=- (Version vom 1.8.2018)