sie fortgeworfen. Hauke neigte sich zu dem Alten: „Wollt Ihr meinen Schimmel halten, Harke Jens?“ frug er; und als jener noch kaum den Zügel in der Hand hatte, war Hauke schon in die Kluft gesprungen und hielt das kleine winselnde Thier in seinem Arm; und fast im selben Augenblicke saß er auch wieder hoch im Sattel und sprengte auf den Deich zurück. Seine Augen flogen über die Männer, die bei den Wagen standen. „Wer war es?“ rief er. „Wer hat die Creatur hinabgeworfen?“
Einen Augenblick schwieg Alles; denn aus dem hageren Gesicht des Deichgrafen sprühte der Zorn, und sie hatten abergläubische Furcht vor ihm. Da trat von einem Fuhrwerk ein stiernackiger Kerl vor ihn hin. „Ich that es nicht, Deichgraf,“ sagte er und biß von einer Rolle Kautabak ein Endchen ab, das er sich erst ruhig in den Mund schob; „aber der es that, hat recht gethan; soll Euer Deich sich halten, so muß was Lebiges hinein!“
– „Was Lebiges? Aus welchem Katechismus hast Du das gelernt?“
„Aus keinem, Herr!“ entgegnete der Kerl,
Theodor Storm:Der Schimmelreiter. Berlin: Gebrüder Paetel, 1888, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Storm_Der_Schimmelreiter.djvu/165&oldid=- (Version vom 1.8.2018)