Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
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euch doch noch wol erinnern, wie wir einmal in unserer Jugend einen sagen gehört, er hätte von dem Bedienten meines Vaters gehört, daß er meinen Vater sagen gehört, er, wollte seinen Söhnen anrathen, Goldspizen auf ihren Kleidern zu tragen, so bald sie nur Gelds genung bekommen könnten, solche anzuschaffen.[1] Bey meiner Ehre, (sprach der zweyte Bruder,) das ist wahr, und der dritte, ich erinnere mich dessen ganz eigentlich. Hierauf kauften sie sich ohne weiters Bedenken die reichesten Goldspizen, und prangeten damit wie Lords.
Eine zeitlang darauf, ward (alles zum Behuf der Mode) eine Art Feuerrothen Atlas erfunden, die Kleider damit zu futtern; wovon ein Kaufmann unsern drey Cavallieren so gleich ein Muster überbrachte: Gefällt ihnen etwas hievon ihr Herren? sagte er, Milord C- - - - und Sir J. W. haben von diesem nemlichen Stük noch gestern Abends zu ihrem Futter genommen. Es gehet reissend ab, und ich weiß gewiß, daß ich morgen früh um zehen Uhr nicht so viel übrig haben werde, als ich zu einem Nadelküssen für meine
- ↑ Der Autor spottet hier der sogenannten Traditionen, oder der papistischen Aufsäze, welche die Papisten das ungeschriebene Wort GOttes nennen, und aus welchem sie ihre abergläubischen Gebräuche beweisen wollen. Dieser Beweis kömmt auf nichts anders heraus, als daß sie ihre Vorfahren hätten sagen gehört, wie diese von ihren Eltern gehöret, daß ihre Eltern auch hätten sagen gehört, wie ihre Vorfahren es hätten sagen gehört, daß die Apostel dieses sollten gesagt haben.
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/115&oldid=- (Version vom 1.8.2018)