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nahm er sich vor, die Irrtümer und Mißbräuche bey der Religion, unter der Allegorie der drey Brüder und ihrer Kleider, vorzustellen; das sollte den Hauptinnhalt des Buches ausmachen; die Mißbräuche aber in der Gelehrsamkeit, wollte er durch Digreßionen einflechten. Er war damals ein junger mit der Welt wol bekannter Edelmann, und schrieb für den Geschmak derer, die seines gleichen waren. Daher er, sie zugewinnen, seiner Feder eine Freiheit gestattete, welche sich für ein reiferes Alter, oder für ernstere Charakter weniger schiket; und welches er durch einige wenige Auslöschungs-Züge leicht würde verbessert haben, wenn er zwey oder drey Jahre vor der Ausgabe seiner Blätter Meister davon gewesen wäre.

Nicht zwar, daß er in seinem Urtheile sich würde gerichtet haben nach den übel angebrachten kleinen Spizfindigkeiten der Sauertöpfe, Neider, stumpfer und geschmakloser Richter: Diese nennet er mit Verachtung. Er gestehet, daß in seinem Buche verschiedene jugendliche Einfälle vorkommen, die von weisen und gesezten Männern einige Ahndung verdienen mögen: Allein er will auch nicht mehr Verantwortung als Schuld auf sich haben, und fodert, daß man seine Fehler nicht multipliciren soll durch die unnatürlichen und lieblosen Deutungen derjenigen, die weder Redlichkeit besizen eine gute Meinung vorauszusezen, noch Geschmaks genug, eine wahre einzusehen. So viel zugestanden, will er sein Leben daran sezen, wenn jemand mit Grund etwas aus seinem Buche ziehen kann, das der Religion oder der Moralität zuwider läuft[WS 1].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: laüft
Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/14&oldid=- (Version vom 22.8.2018)