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unter welchen sie gelebet, die grösten Veränderungen gelitten haben. Nebst diesem befindet sich auch in dem menschlichen Gemüth etwas ganz besonders und eigenes, welches wenn gewisse Umstände von ungefehr dazu kommen, leicht Feuer fängt, das denn bey einem sehr geringen Anschein öfters in eine Flamme ausbricht, welche die allerwichtigsten Würkungen hat. Denn grosse Veränderungen rühren eben nicht stets von starken Armen her, sondern von schiklichen Umständen und von der Gelegenheit der Zeit; und es liegt nicht viel daran, wo das Feuer zuerst entstanden, nachdem der Rauch und Dunst davon einmal in den Kopf aufgestiegen ist. Die obere Revier eines Menschen ist eben so beschaffen wie die mittlere Revier der Luft. Von der Erde steigen Nebel auf, von Misthaufen stinkende Dämpfe, Dünste von der See, und Rauch von Feuer; und dennoch sind die Wolken welche daraus werden, von einerley Natur und von einerley Würkung. Und der Geruch welcher von einem Cloak aufsteiget, zeuget eine ebenso schöne und nüzliche Wolke, als der von dem auf einem Altar angezündeten Weihrauch. So viel, wie ich glaube, wird man mir leicht zugeben. Allein daraus folget nun, daß gleichwie die Luft niemals regnen läßt, als wenn sie überladen, und in Verwirrung gebracht ist; also auch der im Gehirn sizende Verstand mit Dünsten, die von den untern Kräften der Seele aufsteigen, muß angefüllet, und verwirret seyn, wenn seine Erfindungs-Kraft soll gewässert und fruchtbar werden. Nun obschon diese Dünste, (wie ich bereits angemerket,) von eben so verschiedenen Ursachen

Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/209&oldid=- (Version vom 1.8.2018)