Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
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verschiedenen Neigungen und Aufführung auf das genaueste zu beobachten; als wodurch sie, wenn sie derselben verschiedene Talente gehörig unterschieden, und ihrem Zwek gemäß anwendeten, dem Staat die tüchtigsten Männer zu allerley Bedienungen im Civil-und Militar-Stand schenken würden. Ich will ihnen unmaßgeblich hier eine Methode vorschlagen, nach welcher sie meines Bedunkens zu Werk gehen könnten, und hoffe, der geneigte Leser werde mir es nicht verargen, daß ich mir diese wichtige Sache so sehr angelegen seyn lasse, indem ich gegen diese ansehnliche Gesellschaft, von der ich einige Zeit auch selbst ein unwürdiges Mitglied gewesen bin, jederzeit die gröste Hochachtung getragen habe.
Ist also z. E. ein Student, welcher sein Stroh darauf er liegt, in kleine Stüke zerreisset, fluchet und schwöret, in das Gitter beißt, mit dem Mund schäumet, und seinen Nachttopf den Zuschauern in das Gesicht giesset: Diesem geben die Herren Commissarien und Oberaufseher ein Regiment Dragoner, und schiken ihn nach Flandern zu seinen Mitbrüdern. Findet sich einer, der stets plaudert, sprudelt, gähnet, und immer in einem Ton ohne Ordnung und Verstand schreyet: Was für ein herrliches Pfund ligt da vergraben? Man säume doch nicht, und gebe ihm einen grünen Sak mit Papieren, und einen [1] Sechser in die Fike, und schaffe ihn nach Westmünster-Hall, damit er ein Advocat
- ↑ Was ein Advocat für eine Mietkusche bezalet.
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/226&oldid=- (Version vom 1.8.2018)