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der Wörter vergessen hat, aber den Ton derselben sehr wol behält. Er ist dem Durchfall sehr unterworfen, denn immer hat er Angelegenheiten die ihn wegrufen. Wenn ihr vor das Gitter kommet, zu einer Zeit da er sich Weile nimmt, so sagt er: Mein hübscher Herr gebt mir einen Pfenning, ich will euch ein Lied singen, aber gebt mir den Pfenning erst. Daher kömmt das Sprüchwort, sein Geld um gute Worte ausgeben. Findet man hier nicht ein vollständiges System der besten Hofmanieren? Und ist es nicht immer Schade, daß alle diese vortreflichen Gaben so viel als verloren sind, weil sie am unrechten Ort angewendet werden?

Gehet hierauf weiter zu einem andern Loch, stopfet aber vorhin die Nase wol zu: Da werdet ihr einen trozigen, säuischen Menschen finden, der in seinem eigenen Koth scharret, und in seinem Urin blanschet. Was von ihm gehet, dämpfet aus, fliegt herum, und kömmt endlich wieder in ihn hinein. Dieses ist seine vornemste Nahrung. Von Farbe ist er garstig gelb, und hat einen dünnen Bart; er gleichet den Insekten, welche ihren Ursprung und Unterhalt von einem Excremente haben, wovon sie die Farbe und den Geruch annehmen. Der Student in diesem Behältniß ist sehr sparsam in Worten; aber desto freygebiger mit seinem Odem. Er streket gleich seine Hand aus, einen Pfenning von euch zu erhalten, und so bald er ihn weg hat, sezet er seine erste Arbeit wieder fort. Muß man sich nun nicht äusserst befremden,

Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/228&oldid=- (Version vom 1.8.2018)