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derselbe mag auch noch so schlammicht seyn. Zwar ist es sehr verdrießlich, mit einem solchen Gesellschafter zu reisen. Er besprizet sich selbst, und seine Gefehrten, bey jedem Schritt. Alle ihre Gedanken, Wünsche und Unterredungen gehen nur auf das Ende ihrer Reise, und jedesmal da sie sich besprizen, stolpern, in ein Loch fallen, etc. wünschen sie einander zum T**.

Hingegen, wann ein Passagier und sein Pferd frisch und gesund sind, wenn er einen Beutel voll Geld hat, und es noch hoch am Tage ist, so nimmt er seinen Weg wo es am trukensten und bequemsten ist, und unterhält seine Gesellschaft so angenehm, als er kann. Bey der ersten Gelegenheit aber führet er sie mit sich dahin, wo etwa die Natur oder Kunst etwas schönes und angenehmes vorweiset. Geschiehet es, daß seine Gefehrten, entweder weil sie keinen Geschmak haben, oder müde sind, nicht mit wollen; so läßt er sie in aller Huren Namen fortreiten, und sucht sie hernach bey der nächsten Stadt wieder einzuholen. Wenn er daselbst anlanget, so reitet er zu, als wenn er unsinnig wäre. Männer, Weiber und Kinder laufen heraus ihn anzugaffen, und hundert kleine Rekel sind hinter ihm drein und bellen ihn an. Hauet er etwa den unverschämtesten von diesen mit seiner Peitsche, so geschieht es mehr zur Lust als aus Rache. Kömmt ihm aber ein grosser Bullenbeisser zu nahe, so kriegt der auch wol eines von dem Pferd, daß er mit grossem Geheul und lam wieder nach Hause hinket.

Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/252&oldid=- (Version vom 1.8.2018)