Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
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Bey allen Staats-Revolutionen hielt er ordentlich um den obersten [1][WS 1] Henkers-Dienst an; und bey Verrichtung dieses Amts, worinn er eine besondere Geschiklichkeit erwies, bediente er sich statt der Masque, dergleichen andere seiner Collegen zu tragen pflegen, nur eines langen Gebetes.
Er hatte eine so musculose und subtile Zunge, daß er sie in die Nase hinauf drehen, und hierdurch eine sehr selzame Sprache formiren konnte; Auch war er der erste in Großbrittannien der dem Spanischen Gi, ga, Gi, ga, den rechten Accent zu geben bemühet war; und weil er nebst diesem lange Ohren hatte, die er stets spizte, so brachte er es in seiner Kunst so weit, daß es sehr schwer war, weder durch das Gesicht
- ↑ Sie sind heftige Verfolger, und zwar immer unter dem Schein der Andacht. etc. Cromwell und seine Anhänger kamen wie sie sich ausdrükten, GOtt zu suchen, als sie beschlossen den König zu tödten. Der sinnreiche Satyricus Rachelius schreibet in seiner siebenden Satyre, der Freund genannt, sehr wol:
So geht es in der Welt: Noch wird an allen Orten
Nichts als die Liebe nur geübet in den Worten.
Ein Andachtsvoller Schalk spricht seinem Völklein zu:
Ihr Lieben, liebet euch, die Lieb’ ist GOttes Ruh.
Die Lieb’ ist das Gesez: Aus Liebe kan man kennen,
Ob jemand GOttes Kind, und gläubig sey zu nennen.
So spricht der liebe Herr, und ist doch selber wol,
Von Grimm und bitterm Haß gestopft, gepfropfet voll.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte,Siebende Satyre, Der Freund, S. 76 unten
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/263&oldid=- (Version vom 1.8.2018)