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vergaß, sich alle Vortheile zu nuz zu machen, dieselben seinen Zuhörern rechtschafen zu entdeken, indem er ihnen in seinem Rhetorischen Paroxysmus bald das rechte, bald wiederum das linke Ohr vorzuhalten pflegte. Wie es denn von dieser Gewohnheit her ist, daß sie die ganze Operation des Predigens bis auf den heutigen Tag eine Vorhaltung nennen.

So weit gieng die Bemühung dieser Heiligen zur Vergrösserung der gedachten Gliedmassen. Und man hält dafür, daß sie ihren Zwek auf alle Weise würden erreicht haben, wenn im Verfolge der Zeit nicht ein gewisser [1] grausamer König entstanden wäre, der gegen alle Ohren die ein gewisses bestimmtes Maß überschritten, eine blutige Verfolgung anrichtete; da denn einige froh waren, ihre blühenden Sprößlinge unter ein schwarzes Band verbergen zu können, andere hiessen dieselben sich ganz unter eine Perruque verkriechen: Viele aber wurden geschlizt, beschnitten, oder gar bis an den Strumpf abgehaket. Allein hievon werde ich in meiner allgemeinen Historie der Ohren, welche ich nächstens ans Licht zu stellen gedenke, ausführlicher handeln.

Aus dieser kurzen Nachricht von dem Verfall des Ohrenstaates, in dem lezt abgewichenen Zeitalter, und aus der schlechten Bemühung, welche man sich izo giebt, ihnen wiederum zu ihrer


  1. Karl der II. welcher bey seiner Wiedereinsezung alle Lehrer der Dissentienten, die sich wegerten zur Englischen Kirche zu treten, ausjagte.
Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/272&oldid=- (Version vom 1.8.2018)