Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
|
Die Leibesfrucht allzulange tragen, macht eben so wol mißgebähren, als wenn solche allzuwenige Zeit getragen wird, obwol jenes nicht so öfters geschiehet als dieses. Eine Wahrheit, die sich vornemlich bey den Hirngeburten äussert. Es lebe der theure Jesuit [1] der zuerst das Herz gehabt, öffentlich im Druk zu bekennen, daß die Bücher eben so wie die Kleider, Speisen und Ergözlichkeiten, ihre besondern Zeiten haben, denen sie gerecht gemacht werden müssen! Und noch besser müsse es unserer edeln Nation ergehen, welche nebst andern auch diese Französische Mode aufs Höchste treibet! Ich hoffe es noch zu erleben, daß ein Buch welches seiner rechten Zeit verfehlet, eben so wenig wird geachtet werden, als der Mond bey Tage, oder die Heringe welche langsam nachkommen.
Niemand hat unser Clima genauer beobachtet als der Buchhändler, der das Manuscript von diesem Werk an sich gekauft hat. Er weiß es aufs Pünktgen, was für Sachen am besten abgehen in einem truknen Jahrgang; und was er hingegen im Buchladen voranlegen muß, wenn das Wetterglas auf stark regnicht Wetter herunter gefallen
- ↑ Der P. Orleans.
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/276&oldid=- (Version vom 1.8.2018)