|
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne |
|
|
es nicht anders läßt, als ob es ein Treffen von Stachelschweinen wäre. Diesen gefährlichen Liqueur bereitete der Ingenieur welcher ihn erfunden, aus zwo Ingredienzien, aus Galläpfeln und Kupferwasser, um durch die Bitterkeit und das Gift derselben, die Gemüthsfassung der Streiter nicht allein einiger Massen abzubilden, sondern auch zuunterhalten. Und wie ehemals die Griechen, nach einem Treffen, wobey keine Partey der andern den Sieg zugestehen wollte, die Gewohnheit hatten, beyderseits Siegeszeichen aufzurichten, indem die, welche den Kürzern gezogen, die Kosten nicht ansah, damit ihre Anhänger nicht zaghaft würden, (eine löbliche und sehr alte Gewohnheit, die in der neuern Kriegskunst glüklicher Weise wieder aufgelebet hat) eben so hängen die Gelehrten nach einem scharfen und blutigen Disputat, gleicher gestalt von beyden Seiten ihre Siegeszeichen aus; es mag gleich verloren haben wer da will. Auf diesem Siegeszeichen stehet weitläuftig beschrieben, die Ursach des Streits; man giebt eine vollständige und unparteyische Nachricht von dem gehaltenen Treffen, und erweiset klar, daß der Sieg für diejenige Partey ausgefallen, welche sie aufgerichtet hat. Diese Siegesmale sind der[WS 1] Welt unter vielerley Namen bekannt. Sie heisen, Disputationes, Beweise, kurze Betrachtungen, Antworten, Gegenantworten, Repliquen, Anmerkungen, Einwürfe, Widerlegungen, Schuzschriften etc. Für einige Tage werden entweder sie selbst, oder ihre [1] Repräsentanten
- ↑ Die Titelblätter welche öffentlich ausgehangen werden.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: der der
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/291&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
