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an allen öffentlichen Pläzen zur Schau und zur Bewunderung ausgesezet; von dannen man hernach die vornehmsten und grösten in gewisse Magazine bringt, die Bibliotheken genennet werden, wo man ihnen für immer ein besonderes Quartier anweiset; und von welcher Zeit an sie den Namen der Streitschriften bekommen.

In diese Bücher ist eben der Geist, welcher die Streiter selbst beseelet hat, da sie noch am Leben waren, wunderbarer Weise eingeträufelt, und wird darinn aufgehoben; denn nach ihrem Tod wandert die Seele hieher, um ihre Bücher zu beleben. Zum wenigsten ist dieses die gemeinste Meynung. Inzwischen glaube ich, daß es mit den Bibliotheken als wie mit andern Kirchhöfen beschafen ist, von denen einige Naturkündiger behaupten, daß ein gewisser Geist, den sie brutum hominis nennen, um das Grab herumflattert, bis der Cörper verweset, und in Staub oder Würmer verwandelt ist, hernach aber verschwindet oder zergeht. Auf gleiche Weise mögen wir sagen, daß über jedem Buch ein unruhiger Geist so lang herum schwerme, bis es dem Staub oder den Würmern zum Raub worden, welches bey einigen binnen wenig Tagen, bey andern aber etwas langsamer zu geschehen pflegt. Und weil insonderheit die Controversbücher von den allerunruhigsten Geistern besucht werden, so hat man sie auch jederzeit in ganz absonderliche Behältnisse bringen müssen; wo sie so gar von unsern weisen Altfodern

Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/292&oldid=- (Version vom 1.8.2018)