Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
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[1] berühmter Mann, war einer der streitbarsten Vertheidiger der Neuern gewesen, und hatte in einem auf dem Parnaß vorgegangenen Scharmüzel das Gelübde gethan, zween Heerführer der Alten, welche einen engen Paß auf dem obern Felsen besezt hielten, mit eigener Hand herunter zu stossen. Allein, indem er sich bemühete hinauf zu klettern, ward er durch die Last und den Hang seiner eigenen Person gegen das Centrum, daran verhintert. Ein Schiksal, welchem die von der Partey der Neuern gar sehr unterworfen sind; denn weil sie überaus leichte Köpfe haben, so sind sie, was Speculationen und Anschläge betrift, sehr hurtig, und bilden sich nichts zu hoch ein, das sie nicht ersteigen könnten: Schreiten sie aber zum Werk, so fühlen sie an Körper und Füssen ein sehr schweres und niederdrükendes Gewicht.
Nachdem sich also dieser Held in seiner Rechnung gar sehr betrogen fand, hegete er einen grausamen Groll gegen die Alten, welchen er vornemlich dadurch äusserte, daß er den Schriften ihrer Gegner alle ersinnliche Vortheile angedeyen ließ, und ihnen stets die besten Quartiere einräumete; da hingegen jedes Buch, das sich unterstand die Partey der Alten zu nehmen, so gleich lebendig in einen finstern Winkel begraben ward, mit der angefügten Bedrohung, es gar zur Thüre hinaus zu schmeissen, wo es nur muchzen würde.
- ↑ Der Hr. Boyle sagt in der Vorrede zu seiner Ausgabe der Briefe des Phalaris: Der Bibliothecarius hätte ihm einen Codicem Manuscriptum abgeschlagen, pro solita humanitate sua.
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/295&oldid=- (Version vom 1.8.2018)