Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
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brachte Mercur dasselbe. Es waren drey grosse Folianten, worinn alle vergangene, gegenwärtige und zukünftige Dinge aufgeschrieben standen. Die Schlosse waren silbern, und doppelt vergöldet, die Dekel von himmlisch-türkischem Leder, und das Papier von einer Art, daß es hier auf Erde bey nahe für Hornpergament gehen würde. Jupiter las den Ausspruch des Verhängnisses leise vor sich, machte das Buch gleich wieder zu, und wollte von dem was er gefunden, niemanden etwas sagen.
Aussen vor der Thüre des Pallasts, warteten eine Menge leichter und sehr hurtiger kleinerer Götter, Jupiters ordentliche Bediente: Durch sie regieret er diese ganze untere Welt. Sie reisen in Caravanen, mehr oder weniger beysammen, und hängen durch eine subtile Kette, die an der grossen Zehe des Jupiters fest gemacht ist, wie die Sclaven auf den Galeeren, einer an dem andern: Dessen ungeachtet dürfen sie, es sey daß sie Befehle empfangen, oder von ihren Verrichtungen Bericht erstatten, niemals näher als an die unterste Stufe seines Throns kommen, wo sie sich beyderseits, Jupiter von oben, und Sie von unten, eines Sprachrohres bedienen, dasjenige was sie zu sagen haben, einander zuzuflüstern. Die Sterblichen nennen diese Gottheiten, Accidentia, und Eventus; die Götter aber heissen sie Causas secundas. Jupiter ertheilte izo einigen von diesen Göttern seine Befehle, welche so gleich auf die Zinnen der Königlichen Bibliothek herunter flogen, und nachdem sie daselbst sich einige Minuten lang berathschlaget hatten, giengen sie unsichtbarlich
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/310&oldid=- (Version vom 1.8.2018)