Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
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Vor dem linken Flügel der Reuterey, zeigte sich Virgil in einem prächtigen Harnisch, der ihm vollkommen gerecht war. Er ritt einen apfelgrauen Zelter, dessen gemessener Schritt die Würkung von lauter Feuer und Munterkeit war. Der Held sah sich unter dem feindlichen Heer, das gegen über stand, begierig nach einem Gegner um, an welchem er seine Stärke beweisen könnte: Nicht lange, so zeigte sich einer, der aus den feindlichen Schwadronen hervordrang, wo sie am diksten standen. Er saß auf einem falben Wallachen von ungeheurer Gestalt; das Lermen welches er machte, indem er herbey ritt, war grösser als seine Geschwindigkeit: Denn sein alter und magerer Gaul versprizte den Koth seiner Stärke, durch einen hohen Trab, wobey er wenig weit kam, zugleich aber machte, daß die Waffen des Reuters immer mit schreklichem Geräusch zusammen schlugen.
Nunmehr waren beyde so nahe gekommen, daß sie einander mit den Lanzen erreichen konnten, als der unbekannte Neuere erst mit seinem Feind zu sprechen verlangte: indem er das Visier seines Helms eröfnete, konnte man kaum ein Gesicht darinn wahrnehmen; nach einer Weile aber erkannte man, daß es des berühmten Drydens wäre. Der dapfere Alte stuzte; voll Verwunderung, und zugleich als einer, den seine Erwartung gänzlich betrogen hätte. Denn der Helm dieses Neuern war wol neunmal grösser als der Kopf selbst. Und dieser saß zu hinterst in einem Winkel darinn; wo er nicht anders aussah, als die Frau in dem Seekrebs; oder wie eine Maus unter einem Staats-Canopé,
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/318&oldid=- (Version vom 1.8.2018)