Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
|
Man lieset von Mahomet, daß ihm bey Anlaß eines Besuchs, welchen er einst im Paradiese ablegen wollen, verschiedene Fahrzeuge dahin zu gelangen, seyen angebotten worden: Feurige Wagen, geflügelte Pferde, und himmlische Senften: Allein er habe sie alle ausgeschlagen, und auf nichts anders gen Himmel reisen wollen, als auf seinem Esel.
So selzam dieser Entschluß Mahomets zu seyn scheinet, so ist ihm dennoch eine grosse Anzal andächtiger Christen hierinn nachgefolget; und zwar nicht ohne rechtmäßige Ursach. Denn da dieser Arabische Prophet, ein gut Theil seines Religion-Systems von den Christen entlehnet hat, so dürfen diejenigen, welche gern wollen, ja wol Repressalien gebrauchen. Und man muß zugeben, daß sich unsere Engländische Nation hiebey gar nicht versäumet hat. Denn obwol nicht leicht eine andere Nation in der Welt ist, welche eben so sichere und bequeme Fahrzeuge besizet, diese Reise zu machen, so giebt es doch sehr viele unter uns, denen hiezu keine andere Gelegenheit gefällt, als des Mahomets.
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/339&oldid=- (Version vom 1.8.2018)