Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
|
der ärgste Bösewicht in der Stadt haben mag; und ihm noch einen Schwanz, Hörner, gespaltene Klauen, und schrekliche Augen beygeleget: so ist es in der That lächerlich, wenn eben diese Raisonneurs dessen ungeachtet, heftig zu streiten pflegen, ob gewisse Pläze und abgesonderte Oerter unter Gottes, oder des Teufels Gebiet gehören, und ob gewisse Gemüthsbewegungen, von dem guten oder bösen Principio gewürket werden?
Dum fas atque nefas, exiguo fine libidinum
discernunt avidi - - - - - - -[WS 1]
So wenig erkennet man, daß Christus keine Gemeinschaft mit Belial hat etc.
Von eben der Art ist auch die Materie, welche wir izo vor uns haben. Man hat seit hundert Jahren gestritten, ob die Entzükungen und die Sprache unserer Enthusiastischen Lehrer in England, von einer Besizung oder Eingebung herrühre? Und auf beyden Seiten hat man eine Menge Beweisgründe aufgebracht, welche vermuthlich zu nichts dienen: Denn es bedünkt mich, daß es im Leben sey, wie in einer Tragödie; wo jedermann weiß, daß es ein grosser Fehler wider die Ordnung und Invention ist, eine übernatürliche Macht einzuführen, wenn es nicht die höchste Noth erfodert. Nichts desto weniger gehet der Menschen Eitelkeit öfters so weit, daß sie sich einbilden, das ganze Universum intereßiere sich für sie, auch in den allergeringsten Begegnissen. Ist einer glüklich über einen Graben gesprungen, so ist ganz gewiß
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 335. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/354&oldid=- (Version vom 30.7.2018)