Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
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sey die Luft, welche wir einziehen; ihre Excremente, Phlegma; und was wir sonst Husten und Schnupfen nennen, sey nichts anders als ein starker Durchfall, zu welchem diese kleine Republik gar überaus geneigt sey, wegen des Climatis darunter sie wohnet. Ferner, daß nichts anders im Stand sey, diese Thierchen auseinander zu bringen, oder sie anzureizen, in die vorgedachten Nerven zu beissen, als eine starke Hize: Sey nun dieser Biß sechsekigt, so bringe er Poesie hervor, sey er rund, so würke er Beredsamkeit, habe er die Gestalt eines Kegels, so werde der, so ihn empfängt, von Staatssachen schreiben, u. s. f.
Izo werde ich kürzlich beschreiben, wie die Stimme regieret werden muß, damit der Geist komme, und wol unterhalten werde: Denn ohne die Kunst jedem Wort, jeder Sylbe, ja jedem Buchstabe, den rechten Ton und Accent zu geben, ist die ganze Operation unvollständig, hat keine Würkung auf die Zuhörer, und nöthiget den Lehrer sich immer neue Mühe zu geben, wobey er doch nichts ausrichtet.
Die Ursach hievon ist diese, weil in der Sprache des Geistes, Jargon und Brummen die Stelle einnehmen, welche in der Sprache der Menschen Verstand und Vernunft inne haben. Denn in begeisterten Reden hat die nach der Grammatik eingerichtete Ordnung der Wörter nicht den geringsten Nuzen, sondern die Kunst und der Nachdruk bey einer solchen Rede, hänget gänzlich
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/357&oldid=- (Version vom 1.8.2018)