Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
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sah die Titel derselben an den Thüren der Buchläden, und an den Eken der Gassen ganz frisch angeheftet. Allein da ich einige wenige Stunden hernach wieder zurük kam und mir solche aufzeichnen wollte, waren sie bereits alle wieder abgerissen, und an ihrer Stelle andere zu sehen. Ich fragte ihnen bey den Buchhändlern, und Bücherlesern nach, allein umsonst; sie waren nicht mehr, und ihr Ort ward nirgends gefunden; ja man lachte mir noch hönisch ins Gesicht, als ob ich ein Landjunker und Pedant wäre, der weder Artigkeit noch Geschmak besässe, sehr wenig von dem gegenwärtigen Laufe der Sachen verstühnde, und nicht wußte was in der Stadt vorgieng, also daß ich Eurer Königl. Hoheit nur so viel sagen kann, daß wir überhaupt einen Ueberfluß an Wiz und Gelehrsamkeit besizen; mich aber darüber in Particularitäten einzulassen, und diese Dinge da oder dort bestimmt zu zeigen, ist etwas das meine geringe Kräfte übersteiget. Wie, wenn ich mir die Freyheit nehmen sollte, Eurer Königl. Hoheit an einem stürmischen Tage zu sagen, daß sich nahe bey dem Horizont eine grosse Wolke in Gestalt eines Bäres, und gegen das Zenith eine andere in Gestalt eines Eselkopfs, und gegen Abend noch eine andere in Gestalt eines Drachen mit seinen Klauen darstellete, und Eure Königl. Hoheit alsdenn nach etlichen Minuten sich die Mühe gäben, solches zu untersuchen, so ist gewiß, daß alle diese Wolken ihre Gestalt und Stellung schon würden verändert haben; es würden neue entstanden seyn, und alles was sie mir eingestehen könnten, wurde dieses seyn, daß in der That Wolken vorhanden wären, daß
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/52&oldid=- (Version vom 1.8.2018)