Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
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Luft aufgeführet haben. Allein so beliebt und gewöhnlich diese Art von Gebäuden ehemals gewesen, und noch heut zu Tage immer seyn mag, so glaube ich doch mit großgönstiger Erlaubniß, daß sie insgesamt, selbst den Korb des Socrates nicht ausgenommen, darinnen er sich, zum Behuffe seiner tiefsinnigen Betrachtungen aufhängen ließ, zweenen Hauptmängeln unterworfen sind. Denn erstlich, so sind dieselben auf ein so gar hohes Fundament aufgeführet, daß man sie öfters nicht sehen, und den Schall von daher niemals vernehmen mag. Und für das andere, ist die Materie woraus sie bestehen, so gar hinfällig, daß sie durch das veränderliche Wetter vornemlich in unsern nordwestlichen Ländern stets sehr vielen Schaden erlitten haben.
Es bleiben daher, so viel ich einzusehen vermag, mehr nicht als dreyerley Methoden übrig, wodurch dieß grosse Werk gehöriger massen kann zu Stande gebracht werden. Unsere Vorfahren haben dieses nach ihrer Weisheit sehr gut eingesehen, und deswegen zur Aufmunterung aller Ruhmbegierigen Abentheurer dienstlich erachtet, drey hölzerne Maschinen aufzurichten, welche denen so gern viel und ohne Widerspruch reden wollen, zu statten kommen sollten. Es sind solche die Kanzel, die Leiter,[1] und die Schaubühne. Denn was die Schranken vor den Gerichtssälen betrift, so kann man denselben, (ob schon sie von
- ↑ Die Diebe pflegen in England noch auf der Leiter lange Reden zu halten.
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/75&oldid=- (Version vom 1.8.2018)