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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

seyn / sondern seine balsamische Krafft vollkömmlich behalten / sonsten ist kein guter Effect zu hoffen.

Auch soll er (wie schon oben gedacht) nicht eher eingesamlet werden / er habe denn seine gnugsame Reiffung und Vollkommenheit erlanget / und überkommen.

§. 38. Solcher Gestalt nun verrichtet entweder die Natur / oder des Menschen Hand die Aussaat des wilden Holtzes; es geschiehet aber auch wohl daß solches durch andere Zufälle / welches satio fortuita oder eine ungefehre Saat / kan genennet werden / wenn nehmlich die Vögel / als Krahen / Elstern / und Kramms-Vögel zu Zeiten Saamen hin und wieder tragen / daß davon etwas anfleuget: ja theils kömmt auch von dem Mist / oder excrementis sonderlich bey dem Vogelbeer-Baum.

Ingleichen schlagen zuweilen diejenigen Eicheln / Bucheckern etc. aus, welche die Mäuse unter den Wurtzeln / untern Laub und in ihren Löchern verborgen.

§. 39. Es wollen auch unterschiedene Curiosi der Meynung seyn / daß viel Bäume / Stauden / und Kräuter / einem gantz kleinen Saamen führen / der meist unten an Blättern und Aestlein hange / daß er nicht zu erkennen / als durch ein Microscopium, auch wohl durch dieses nicht / aber gleichwohl wenn selbiger Saame in die Erde komme aufgehe / und aufwachse.

Wenn der Saamen von grosser Art / wohl eingeeget / kan man etliche Personen mit Stöcklein über den gesäeten Boden gehen, und was noch außen lieget / mit solchen einstupffen / hingegen die Krahen / Dolen / Elstern und andere schädliche Vögel / biß der Saame aufgegangen / wegscheuchen lassen / damit sie nichts ausscharren / und verderben.

§. 40. Aller aufgegangene Saame / (außer Fichte / Tannen / und Kiefern) so er gesäet / oder von ihm selber aufgehet / da er mit Mist-Pfützen-Gauche welche mit Wasser wohl temperirt ist / kan umgossen werden / ist es ihm eine grosse Hülffe / es muß aber der Stamm damit verschonet werden / und da solches 3. oder 4. mahl des Jahres wenn die Pflantzen schon etwas hoch heraus seyn / geschehen kan / wächset das Stämmlein in einem Jahre mehr / als sonsten in 3. oder 4. Jahren sonderlich wenn bald ein guter Reegen darauf folget / so die Fettigkeit mit in die Erde zeucht / damit solche nicht oben bleibet / und brennet / oder den Stamm erhitzet / aber daß ist eine Arbeit bey einzeln Stämmlein.

§. 41. Dem gesäeten Saamen ist die große Dürre und Sonnen-Hitze ehe er aufgegangen sonderlich in der Baum-Schule oder da er noch gar klein sehr gefährlich ist / derohalben man so viel möglich / ihn in Schatten erhalten, oder gar mit Farren-Kraut und Kletten-Blättern decken kan / biß er völlig aufgegangen und etwas erstarcket ist.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/200&oldid=- (Version vom 21.8.2021)