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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Man findet stets Leute in Wäldern die ihrer Nahrung nachgehen / die Holtz hauen / Mooß und Streu-rechen / graßen und Heu machen / it. wild Obst / Beeren / Schwämme und dergleichen suchen und sammlen; wie auch / so dem Wilde / und den Vögeln nachtrachten.

Die Raubereyen sind durch gute Ordnung hoher Landes-Obrigkeit abgeschaffet und gesteuert / die wilden Thiere / als große Schlangen, oder Trachen / Bären / Wölffe / Luchse / sind auch mehrentheils vertrieben / und an statt des vorhin förchterlichen brummens / heulens und schreyens / höret man die liebliche harmonie derer so vielfältig in den Wäldern sich befindlichen Vögel / das Pfaltzen der Auer- und Birckhüner das Schreyen derer Hirsche etc. daran sich einer der zumahl an der Einsamkeit Beliebung träget / über aus belustigen kan.

§. 29. Wie nun die Wälder obberührter maßen in Friedens-Zeiten großen Nutzen und Ergötzlichkeit verschaffen / also dienen sie nicht weniger auch in Krieges-Läufften und gefährlichen unsichern Zeiten; wo große Wälder sind / dienen sie denen Einwohnern des Landes / zu einer sichern Retirade, sich und das ihrige dahin[WS 1] zu salviren / auch wo Pässe und Straßen / kan man solche verhauen / also daß der Feind nicht so leicht und geschwind einbrechen kan.

Giebt es die Gelegenheit einen Ort und Festung zu attaquiren; so weißet GOtt selbst das wilde Holtz Deut. XX. 20. an Bollwercke und andere Kriegs-Bereitschafften daraus zu verfertigen.

Erfordert es aber die Nothdurfft / sich zu defendiren / so giebt das Holtz gleichfalls gute Mittel hierzu / da man die Vestungen und andere Plätze mit Thoren oder in Eil mit pallisaden / Stacketen / Schlag-Bäumen / und Spanischen-Reutern zubesetzen pfleget / so heutiges Tages einen ziemlichen Vortheil giebt / und zu guter Defension dienet / weil man solche stets verneuern / und bald damit fertig werden kan.

§. 30. Was / und wie viel nun bishero von der Nutzbarkeit der Wälder und Bäume ist angeführt worden / gehet wohl mehrentheils die Menschen / so lange sie gesund seyn / an / doch aber verlassen sie auch die Krancken nicht / sondern sind solchen auf vielerley weiße dienlich / und kommen ihnen zu statten.

Zwar reden wir hier nicht von Ligno Sancto, Gvajaco, Sassaparilla, sassafras und andern / aus den fernern Indien zu uns gebrachten Holtze / sondern von dem / so bey uns wächset / und unsern Leibern vielleicht so heilsam / als die fremden sind.

Es würde zu lange währen / wenn man hier alle Usus Medicos anführen wolte / so man von den Tannen / Fichten / Kiefern / Eichen / Bircken / Holl- und Wacholder etc. haben kan / und vermittelst des Holtzes und des Feuers extrahiret / auch aus denen Bäumen selbsten / aus dessen Laub /

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 371. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/387&oldid=- (Version vom 20.8.2021)