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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Fährte und Spuhren war genommen / daß das rothe Wildpreth solche alle abgefressen.

Jedoch geschicht auch wohl dergleichen und mehr Schaden durch Verwahrlosung und Versäumung / auch wohl mit Willen und Vorsatz derer Hirten von dem zahmen Vieh.

Gleichwie nun dieses ein theures Futter; Also wäre zu wüntschen / es dahin einzurichten / daß solchem Ubel gesteuert / und sowohl das zahme Vieh / als das Wildpreth von solchen Ort / ubi major necessitas lignorum, quam ferarum existit, wo man mehr des Holtzes als des Wildes benöthiget ist / abgehalten würde / biß der Anflug sich vollkömmlich erholet / in die Höhe gewachsen / und also dieser kostbaren Näscherey selber entgegen stehen möchte.

Es verursachet aber solchen Schaden das rothe Wildpreth / nicht allein dadurch daß es alle Baum-Pflantzen abbeisset / sondern scharret und bricht auch den Laub-Holtz-Saamen das gantze Jahr über aus der Erden / und unter den Schnee herfür / bevorab ist das schwartz Wildpreth sehr begierig darauf.

Denn sie brechen auch allerhand Baum-Saamen / so schon unter dem Laub / oder in der Erden lieget / und allbereit in Käumen und Aufgehen bestehet / so wohl Winters-Zeit unter dem Schnee / als auch Frühlings- und Herbst-Zeit wieder aus / und fressen solche in grosser Menge hinweg / wie man die Brüche in Wäldern / Höltzern und Büschen gnugsam siehet.

So schelen auch offt die Hasen / wenn es tiefen Schnee hat / die jungen Bäume / und thun also dem Holtz und seinem Wachsthum grossen Schaden. Hierzu kommt wie gedacht sonderlich das zahme Vieh / wenn es aus Unbedachtsamkeit / oder Leichtfertigkeit der Hirten zu nahe oder gar in den Wiederwachs und jungen Gehau getrieben wird / in welchem es grossen Schaden veursachet / sintemahl es auch die Gipffel / die junge Sprossen und Sommer-Latten abtritt / und abfrist.

In denen jenseits der Elbe auf Dreßdnischer Seiten und in andern Heyden / finden sich in Früh-Jahrs-Zeiten viel kleine Eichlein / Büchelgen / Ahorn / und andere von Baum-Saamen aufgegangene Pflantzen; aber in Herbst oder in folgenden Früh-Jahre / wird man keine wieder zusehen bekommen / sondern sie sind alle abgefrätzet / und abgebissen / wie denn auch wo grosse Heerden gehen / das Erdreich so derb und feste getreten oder der Saame so tief hinein gedrucket wird / daß er nicht aufgehen kan.

Quantum illi nocuere greges, durique venenum dentis, & admorso signata in stirpe cicatrix. sagt der Hauß-Wirth VIRGILIUS. Georg. 2. D. i. Ey was haben die

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/79&oldid=- (Version vom 4.8.2020)