Seite:Taras Schewtschenko. Ein ukrainisches Dichterleben. Von Alfred Jensen (1916).djvu/127

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Das ist die historische Grundlage der „Hajdamaken“.

Der Dichter stimmt nun im Prolog, der mit einer lyrischen Betrachtung über die Vergänglichkeit beginnt, einen Lobgesang auf die Ukraine an und auf die Freiheit des alten Lebens. Die dann folgende Einleitung gibt eine kurze, allerdings sehr einseitige und tendenziöse Übersicht des wilden Verfahrens des polnischen Adels, seines Eigensinns dem König gegenüber durch einheimische Zänkereien und des willkürlichen liberum-veto-Systems. Poniatowski, der letzte König, habe wohl gute Absichten gehabt, sei aber ohnmächtig gewesen. Polen verfiel so und auf Anraten von Pulawski und Pac bildeten sich „Hunderte“ von Konfederationen, deren Teilnehmer sich nach verschiedenen Ländern verbreiteten, verheerend und mordend allüberall. Sie steckten die Kirchen in Brand und machten mit den Juden gemeinsame Sache, während die Hajdamaken ihre Messer weihten …[1]

Hierauf folgt die eigentliche Erzählung in zehn Gesängen.

Der lyrische Held ist Jarema, der als Hausknecht bei dem jüdischen Schankwirt Lejba dient. In seinem Los widerspiegelt sich das traurige Schicksal der leibeigenen Bevölkerung. Jarema aber ist weniger bedauernswert als andre Leibeigene, denn er liebt die schöne Oksana, die Tochter des Küsters von Wilschana; „er war doch reich, der Arme, denn er hatte jemanden, mit dem er weinen und singen konnte“, … gleichwie Schewtschenko in seinen Kinderjahren von seiner kleinen Oksana getröstet wurde. „Konfederaty“, d. h. Teilnehmer einer polnischen Konfederation, kommen ins Wirtshaus Lejbas, singen „Jeszcze Polska nie zginęła“ (Noch ist Polen nicht verloren) und zwingen den Juden Zimbal zu spielen und sich zu bekreuzigen. Als die polnischen Herren Geld von dem Schankwirt fordern, jammert er und beteuert, daß er keines habe und er gibt


  1. Ebenso die Darstellung seitens der polnischen demokratischen Partei zur Zeit Schewtschenkos.