Seite:Taras Schewtschenko. Ein ukrainisches Dichterleben. Von Alfred Jensen (1916).djvu/138

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zu senden: „Wenn du, besoffener Bohdan, jetzt dein Perejaslaw sehn könntest und die Schloßruine, würdest du dich gewiß tüchtig berauschen und in der stinkenden Judenschenke umkommen oder im Schweinesumpf ertrinken …“

Die Poltawaschlacht (1709) hat in der Dichtung Schewtschenkos fast gar keine direkten Spuren hinterlassen, und Masepa wird nur ausnahmsweise mit Namen erwähnt. Auch für Polubotok, den Obersten von Nizhyn, hatte Schewtschenko Sympathie, weil jener wegen seiner ukrainischen Standfestigkeit nach Sibirien deportiert wurde. Die Folgen der Niederlage bei Poltawa sind in dem Gedicht „Irzhawetzj“ (1847) flüchtig angedeutet. „Die Schweden, die einst großen Ruhm errungen hatten, flüchteten mit Masepa nach Bender, und Hordijenko, der Koschowyj[1] der Ssitsch, führte nach ihm weinend seine Heerestrümmer dorthin … Als die Saporoger Tag und Nacht wanderten und den Welykyj Luh und Mutter Ssitsch verließen, nahmen sie nichts mit als das Muttergottesbild und sie brachten es nach der Krim zum Chan in das neue unglückliche Saporoschja.“ Sie durften jedoch keine Kirche bauen und mußten zum Heiligenbilde im geheimen beten. Die Kosaken, die nicht geflüchtet waren, wurden nach dem schneeigen Finnland verschlagen und genötigt, die neue russische Hauptstadt in den Sümpfen aufzubauen. Die Kosaken weinten und die Muttergottes weinte mit ihnen. Ihre Tränen flössen nicht vergeblich … Gott vernichtete den Zaren Peter. Die Saporoger kehrten in die Heimat zurück[2] und sie stellten das Bild in der Kirche von Irzhawetzj auf. „Dort weint Maria, weint bis heute um die Kosaken.“

Die Nachklänge des alten Kosakentums fanden auf der Kobsa Schewtschenkos ergreifenden Ausdruck in dem erzählenden Gedicht „Der Gefangene“ (1845). Ein alter


  1. Chef der kosakischen Republik Ssitsch. Kosch (kisch) hieß das Lager, aus ca. 38 kureni (Kasernen, Baracken) bestehend.
  2. Während der Regierung der Kaiserin Anna wurde den Saporogern gestattet, aus der Krim zurückzukehren und sie legten dann eine neue Ssitsch am Flusse Pidpoljna im Poltawschen Gouvernement an.