boda, Pauljuk u. a., bedrohten und bekämpften in der Zeit von 1590–1638 das mächtige Polen, vermochten aber nicht, die Rechte der Ukrainer über gewisse bescheidene Grenzen auszudehnen.
Um die Mitte des XVI. Jahrhunderts raffte sich die Ukraine auf, die polnische Oberhoheit abzuschütteln. Bohdan Chmelnytzkyj schlug die Polen in mehreren Schlachten 1648–1649 und rang denselben folgereiche Zugeständnisse ab. Cromwell apostrophierte ihn als ungekrönten Monarchen. Aber Chmelnytzkyj brauchte Bundesgenossen in dem ungleichen Kampfe mit dem noch übermächtigen Polen und suchte deshalb Anlehnung an benachbarte Staaten. Nach den vereitelten Proben, mit der Türkei, Moldau und Siebenbürgen ein Einvernehmen zu erzielen, wurde 1654 in Perejaslaw am Dnipró eine Personalunion zwischen Moskowien und der Ukraine geschlossen, die für die letztere verhängnisvoll wurde. Die republikanisch-demokratische Selbstverwaltung der Ukraine war mit der moskowitischen Zentralisationspolitik unvereinbar und der Vertrag von Perejaslaw bedeutete den Anfang des ukrainischen Auflösungsprozesses. Der Tod entriß „Chmelj“ plötzlich seinen tollkühnen Plänen; er war eben im Begriffe, eine Trippelallianz zwischen Schweden, Ungarn und der Ukraine zwecks Teilung von Polen zu bilden. Er selbst hätte freilich am wenigsten ahnen können, daß seine Reiterstatue dereinst den schönsten Platz von Kiew zieren werde und noch dazu errichtet von dem „einheitlichen, unteilbaren“ Rußland, das bald jede geistige Individualität und das Selbstbestimmungsrecht jenes ukrainischen Volkes zu ersticken versuchte, welches in Chmelnytzkyj noch heute einen seiner ersten Helden und Patrioten sieht.
Nach dem Tode Chmelnytzkyjs wurde eine Versöhnung zwischen der Ukraine und Polen (in Hadjatsch 1658) versucht, die jedoch fehlschlug und zuletzt eine Teilung der Ukraine herbeiführte. Durch den Frieden von Andrussowo (1667) wurde das ukrainische Gebiet rechts vom Dnipró an Polen abgetreten. Das hatte eine längere, sehr traurige Zeit der inneren Zerwürfnisse und Bürgerkriege zur Folge
Alfred Anton Jensen: Taras Schewtschenko. Ein ukrainisches Dichterleben. Adolf Holzhausen, Wien 1916, Seite XI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taras_Schewtschenko._Ein_ukrainisches_Dichterleben._Von_Alfred_Jensen_(1916).djvu/17&oldid=- (Version vom 17.6.2018)