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Walther Kabel: Teilnehmer gesucht!. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 1, S. 213–215

Burenkrieges in Londoner Blättern erschien: „Organisation einer Expedition nach der Front. Herren von Stellung, die reiten und schießen, können sich anschließen. Karten 300 Pfund Sterling.“

Die Expedition gestaltete sich zu einem glänzenden Geschäft. Ein Extradampfer brachte siebenundneunzig Teilnehmer, die sämtlich den Millionärkreisen Englands angehörten, nach Südafrika. Die Reise auf den Kriegschauplatz erfolgte ebenso durch Extrazug. Zum Scheine der Gerechtigkeit hatte das Korps sich den Namen „Die Freiwilligen von London“ beigelegt und einen pensionierten Major als Führer engagiert. Daß die reichen Herren aufs vorzüglichste verproviantiert und bewaffnet waren, braucht bei den durch sie vertretenen Millionenvermögen kaum erwähnt zu werden. Diese „schneidige“ Truppe nahm dann auch – natürlich aus sicherer Entfernung – an mehreren Gefechten teil, wobei die „schießfertigen“ Herren Gelegenheit fanden, eine Unzahl Patronen auf den Gegner zu verknallen, ohne ihre eigene wertvolle Haut dabei allzusehr bloßzustellen.

Die Heldentaten dieser Elitetruppe wären nun vielleicht nie genügend „gewürdigt“ worden, wenn nicht einer der Teilnehmer das Unglück gehabt hätte, durch eine verirrte Kugel in einem Vorpostengeplänkel den Tod zu finden – nebenbei der einzige Verlust, den das famose Korps überhaupt zu verzeichnen hatte. Dieses Opfer gab nun den Anlaß zu einem langwierigen Prozeß, in dessen Verlauf die englischen Zeitungen eine Menge sensationeller Enthüllungen über die „Expedition nach der Front“ brachten. Hektor Manning, so hieß der Gefallene, war nämlich bei einer Lebensversicherungsgesellschaft hoch versichert gewesen, und diese weigerte sich nun, den Erben die Versicherungssumme auszuzahlen, indem sie einwendete, der Versicherte habe sein Leben unnötig aufs Spiel gesetzt, und sie sei daher zur Auszahlung der Versicherungssumme nicht verpflichtet. Die Erben erhoben Klage mit der Begründung, Manning sei sowohl durch einen kugelsicheren Brustpanzer als auch durch ein in seinem Tornister angebrachtes Stahlschutzschild gegen Geschosse gedeckt gewesen,

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Walther Kabel: Teilnehmer gesucht!. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 1, S. 213–215. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1912, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teilnehmer_gesucht!.pdf/3&oldid=- (Version vom 1.8.2018)