zu. Kurz vor Weihnachten fuhr er mit der Fahrpost, weil ihm sein Schimmel zu Schade für die Winterstrapazen sein mochte, nach Swinemünde, das er bei 26 Grad Kälte erreichte. Der Cognac in seiner Flasche war zu einem Eisklumpen gefroren. Desto wärmer empfing ihn die verwittwete Frau Geisler, die, weil ihr das Jahr vorher der Mann gestorben war, ihre Apotheke so schnell wie möglich zu verkaufen wünschte. Dazu kam es denn auch. In dem, diesen Geschäftsabschluß anmeldenden Briefe hieß es: „Wir haben nun eine neue Heimath, die Provinz Pommern, Pommern, von dem man vielfach falsche Vorstellungen hat; denn es ist eigentlich eine Prachtprovinz und viel reicher als die Mark. Und wo die Leute reich sind, lebt es sich auch am Besten. Swinemünde selbst ist zwar ungepflastert, aber Sand ist besser als schlechtes Pflaster, wo die Pferde ewig ’was am Spann haben. Freilich ist noch ein halbes Jahr bis zur Uebergabe, was ich beklage. Man muß doch wieder etwas thun, wieder eine Beschäftigung haben.“
Drei Tage nach Eingang dieses Briefes, war er selber wieder da. Wir wurden verschlafen aus den Betten geholt und mußten uns freuen, daß es nach Swinemünde gehe.
Mir klang das Wort blos befremdlich.
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/046&oldid=- (Version vom 1.8.2018)