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städtisch-bürgerlich und ein noch viel viel kleinerer Bruchtheil gesellschaftlich in Betracht kam. Was man mit mehr oder weniger Fug und Recht „Gesellschaft“ nennen konnte, bestand aus nicht mehr als 20 Familien. Diese 20 bildeten (auch ein paar von Adel aus der Umgegend kamen des Weiteren hinzu) eine sich im Olthoff’schen Saale versammelnde „Ressource“, zu der noch, wie zur Gesellschaft überhaupt, der Anhang oder die Gefolgschaft einiger der reichsten und angesehensten Häuser gehörte. Diese halb aus armen Verwandten und halb aus heruntergekommenen Kaufleuten bestehende Clientel, wurde nicht immer, aber doch jedesmal zu den größeren, auf starke Wirkungen berechneten Gastereien mit herangezogen, um hier, während der zweiten Tafelhälfte – die erste that sich meist durch bemerkenswerth gute Haltung hervor – das über sich ergehn zu lassen, was die Engländer practical jokes nennen. Trat dieser Zeitpunkt ein, so lösten sich alle Bande frommer Scheu und man schritt nun zu den gewagtesten Experimenten, über die zu berichten, die Feder sich sträubt. Einmal kam es vor, daß einem dieser Unglücklichen, unglücklich weil er arm und abhängig, ein Backzahn mit der ersten besten Zange ausgezogen wurde, woraus man aber nicht schließen wolle, daß diejenigen die dies vornahmen,

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Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/097&oldid=- (Version vom 1.8.2018)