beauties und gab so recht den Beweis für die Überlegenheit der Meeresanwohner in allem was Erscheinung angeht. Wohl mag gelegentlich auch eine deutsche Binnenlandsbevölkerung, also beispielsweise die Bevölkerung in Rhein- und Main-Franken, in einzelnen Theilen von Schwaben, auch sporadisch in Sachsen und Schlesien, ähnlich hohe Prozentsätze von anmuthigen Frauen und Mädchen aufweisen, ich bilde mir aber ein, nirgends in meiner deutschen Heimath so viel weibliche Schönheit gesehn zu haben, wie damals in dieser kleinen Stadt. In den guten Familien war eigentlich alles hübsch, aber fast noch hübscher war die dienende Klasse. Weiter oben habe ich den Namen des Todtengräbers Hahr genannt; seine Tochter war bei uns im Hause und so schön, daß sie sich weit über ihren Stand und ihre Bildung hinaus verheirathete. Was daraus geworden ist, weiß ich nicht. Und dabei war es, als ob der Ort, nach dem Satze „wo viel ist wird’s immer mehr“ auch noch Anziehungskraft auf umwohnende Schönheiten ausgeübt hätte. So kam es, daß sich eines Tages, aus dem Neuvorpommerschen, ein Major Thomas mit seinen Töchtern in Swinemünde niederließ, drei junge Damen, die nun, durch Jahre hin, den Culminationspunkt des gesellschaftlichen Lebens bildeten. Mein Vater, ganz aus dem Häuschen, hielt begeisterte
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/110&oldid=- (Version vom 1.8.2018)