in ein staunendes „Ah“ aus. Es war nämlich ein Ricochette-Schießen, was im Princip etwa dasselbe bedeutet wie das „Butterstullenwerfen“ auf einem Teich. Die mächtige Kugel setzte in Entfernung von 300 oder 500 Schritt zum ersten Mal auf und trieb eine Wassersäule, ganz nach Art eines Springbrunnenstrahls, in die Luft; dann folgte ein zweites und drittes Aufsetzen, bis die Wassersäulen immer kleiner wurden und schließlich die Kugel versank. Ich hätte stundenlang dem entzückenden Schauspiele zusehen können. Aber es währte nur kurze Zeit. Als der Sonnenball über dem Wasser hing, war Alles vorbei und man trat den Heimweg nach der Stadt an, wo den Offizieren und allen anderen, die mit draußen gewesen waren, bei Consul Thompson ein Abschiedssouper gegeben wurde. Viele Reden wurden gehalten, unter Ausdruck der Freude, daß die Cholera, so fatal sie sei, so liebe Gäste gebracht habe. Zuletzt sprach auch mein Vater und bemerkte in seiner launigen, wenn auch vielleicht anfechtbaren Weise: „was draußen auf der Mole die Kanone, das sei drinnen in seiner Stadtapotheke der große Salzsäure-Ballon gewesen, unter dessen Heranziehung er jeden Augenblick im Stande gewesen wäre, das bedrohte Swinemünde unter Chlor zu setzen.“
Meine Mutter – wie denn fast alle Frauen
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/212&oldid=- (Version vom 1.8.2018)