wieder da. Leider jedoch hatte meine Mutter, und zwar schon Jahr und Tag vor Eröffnung dieser „privaten Badesaison“, den Entschluß gefaßt, nur immer Strafmandate zu erlassen, die Ausführung aber meinem Vater, wie einem dafür Angestellten, zuzuweisen. Das Heranreifen eines solchen Entschlusses in ihr, kann ich mir nur so erklären, daß sie davon ausging, mein sehr zur Bequemlichkeit neigender Vater sei eigentlich „für gar nichts da“ und daß sie mit dem allen den Zweck verband, ihn auf den Weg des Pflichtmäßigen hinüber leiten zu wollen. Treff ich es damit, so muß ich sagen, ich halte das von ihr eingeschlagene Verfahren für falsch. Wer die Unthat entdeckt und als Unthat empfindet, der muß auch auf der Stelle Richter und Vollzieher in einer Person sein. Vergeht aber eine halbe Stunde oder eine ganze und muß nun ein vom Frühschoppen heimkehrender Vater, der eigentlich sagen möchte „seid umschlungen Millionen“, muß dieser unglückselige Vater, auf einen Bericht und eine sich daran knüpfende Pflicht-Ermahnung hin, den Stock oder gar die Reitpeitsche von seinem verstaubten Schreibpult herunternehmen, um nun den alten König von Sparta zu spielen, so ist das eine sehr traurige Situation, traurig für den mit der Exekution Beauftragten und traurig für den, an dem sich der
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/253&oldid=- (Version vom 1.8.2018)