Seite:Theodor Fontane – Meine Kinderjahre.djvu/254

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Auftrag vollzieht. Kurz und gut, ich wurde ganz gründlich in’s Gebet genommen und als ich aus der Marter heraus war und total verbockt (ein Zustand, den ich sonst nie gekannt habe) in unserer schüttgelben Kinderstube mit dem schwarzen Ofen und dem Alten-Geislerstuhl auf- und abging, erschien meine Mutter und forderte von mir, daß ich nun auch noch hinübergehen und meinem Vater abbitten solle. Das war mir über den Spaß und ich weigerte mich. Schließlich aber redete sie mir freundlich zu und ich that es. Ich glaube, sie fühlte in ihrem Gerechtigkeitssinne, daß sie viel zu weit gegangen war und weil ihr mein Vater, dem die Sache gewiß geradezu gräßlich war, schon Aehnliches gesagt haben mochte, so lag ihr daran, alles baldmöglichst wieder beglichen zu sehn.

All das waren so Proben aus dem verunglückten Detail der Erziehung oder ich könnte auch sagen unerwünschte Leistungen auf dem von beschränkten Leuten so recht eigentlich als „Erziehung“ angesehenen Gebiete, weil beschränkte Leute von der Erziehungsvorstellung die Vorstellung der Strafe nicht trennen können. Glücklicherweise kam es zu solchen Scenen nur sehr ausnahmsweise, was ich hier nochmals von ganzem Herzen preise. Regel war, unsere Kreise nicht zu stören und wenn ich nicht in die

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Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/254&oldid=- (Version vom 1.8.2018)