Großen, da ist es am Ende nicht so merkwürdig. Aber so im Kleinen. Kalbsbrust ist doch am Ende was Kleines.“
„Ja und nein.“
„Das ist Recht. Daran erkenn ich Dich auch. Man kann nicht so ohne Weiteres sagen, Kalbsbrust sei was Kleines. Und nun wollen wir anstoßen. Es ist noch Rothwein aus Stettin; die Stettiner manschen am besten. Was Echtes giebt es überhaupt nicht mehr. Weißt Du noch den alten Flemming mit seinem echten Bordeaux? Er nannt’ ihn immer blos Medoc; ihm so ohne Weiteres einen vollfranzösischen Zunamen zu geben, so weit wollt’ er doch nicht gehn. Medoc ist übrigens ein wirklicher Ort, freilich sehr klein, höchstens 1400 Einwohner … Ja, der alte Flemming, ein vorzüglicher Herr. Ist nun auch schon zur großen Armee. Alles marschirt ab … Na, ewig kann es nicht dauern.“
Und nun stießen wir an und ich sah, daß es wieder die schönen Pokalgläser aus der alten Swinemünder Zeit waren. „Sind das nicht …“
„Gewiß. Und ich freue mich, daß Du sie wieder erkennst. Zwei sind nur noch davon da, aber mehr als zwei brauch ich auch nicht, denn mehr als einen Gast kann ich in dieser meiner Hütte nicht beherbergen.
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/288&oldid=- (Version vom 1.8.2018)