Erschreckt sie nicht, geht fein bei Seit!
Sie sah wohl Zwerglein nicht bis heut.
(Die Zwerge treten bis auf den Aeltesten an beiden Seiten zurück.)
Schneewittchen
(erscheint scheu an der Thür.)
Zwergenältester.
Ei grau’ dich nicht, tritt nur herein;
Du sollst uns fein willkommen sein,
Willkommen in der Zwerge Häuschen!
Doch sprich, wie heißt du denn?
Schneewittchen.
Schneeweißchen!
So hat die Mutter mich genannt;
Mein Vater ist König über dies Land.
Zwergenältester.
Schneeweißchen, Königstöchterlein,
Wo ließest du die Pagen dein,
Wo ließest du die Wagen und Rosse,
Wie kamst du von des Königs Schlosse?
Schneewittchen.
Ach, ich bin kommen arm und bloß!
Mütterlein schläft in Grabes Schooß;
Der König freite die zweite Frau,
Die schlug mich oft und schalt mich rauh;
Schickte mich dann mit dem Jäger zu Walde,
Theodor Storm: Sommergeschichten und Lieder. Duncker, Berlin 1851, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Storm_Sommergeschichten_und_Lieder.djvu/152&oldid=- (Version vom 1.8.2018)