Seite:Topographia Circuli Burgundici (Merian) 421.jpg

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ihr Ort / die H. Marien auch verehren; und wenn das Bilde in der Procession / durch die Stadt / und Vorstädte / getragen wird / nicht allein dasselbe beglaiten / sondern auch tragen helffen. Die Altars Tafel ist von Alabaster / sehr künstlich / und schön / von Joanne Artista gemacht. Und stehen auff solcher die 12. Apostel auß Silber wol gearbeitet; und auf beeden seiten deß Altars 2. Engel / auch von Silber / so Leuchter in den Händen haben. So seynd da viel silberne Ampeln / und andere güldene / und silberne / sehr köstliche Geschenck deß Pabst Julii II. der Käyser Maximiliani I. und Caroli V. des Ertz Hertzogs Alberti von Oesterreich / und seiner Gemahlin / der Hertzogen von Burgund Philippi Boni, und Caroli Audacis, und anderer mehr / deren Verwahrung / und der Capellen Auffsicht / die Jesuiter Anno 1620. über sich genommen haben. Es seynd auch sonsten allerhand Sachen da zu sehen / und unter anderm deß Justi Lipsii, so ein eignes Büchlein von diesem S. Marien-Bild / und Capellen / geschrieben / silberne Feder / die er allda / als er Anno 1602. von einer Kranckheit wieder gesund worden / an silbernen Kettelein auffgehenckt / und an einer Tafel darunter 17. Vers gemacht / deren Beschluß ist.

––– tu perenne gaudium
Vitamque, Diva, Lipsio pares tuo.

Sihe Aubertum Miraeum, in Elogiis Belgicis, pag. 156. seqq. und Abraham Gölnizium in Ulysse Belgico-Gallico, pag. 130. seqq. da er diese Capellen weitläufftig beschreibet: wie in gleichem Ericium Puteanum, der auch diesen Ort beschrieben. Oben / und zur rechten Hand deß Altars / hangen 5. Fahnen / so dem Hertzog Christian von Braunschweig abgenommen / und hieher gethan worden / dabey diese zwey Vers / darinn die Jahrszahl begriffen / zu lesen / so also lauten:

HaeC tIbI sanCta parens hostILIa sIgna IsabeLLa
BeLgarVM prInCeps saCra tropaea VoVet.

Ausser der Capellen / in der Kirchen selbsten / hanget ein grosser Fahnen / mit dem Burgundischen Creutz / so der Graff Bucquoy hieher verehret hat.


Hau-sur-heure, ein berühmbtes Dorff im Hennegöw / zwischen der Sambre / und Maas / gelegen / allda ein sehr grosses / und ansehenliches Schloß / so den Herren von Moriaume / wie Guicciardinus schreibet / gehörig ist.


Hesdin / Hesdinum, Es ist die alte Stadt Hesdin weyland nicht an diesem jetzigen Ort gelegen gewesen. Dann dieweil selbige von den Frantzosen etlich mahl / und erst nach Anno 1552. eingenommen worden / solche aber Anno 53. die Spanischen wieder erobert / so hat Käyser Carl der Fünffte solche alte Stadt zerstören / und hergegen ein neue an dem Fluß Cance, daran auch die alte gelegen gewesen / und zwar eine kleine Meil weiter gegen Franckreich zu / erbauen lassen. Und ward solche neue Stadt anfangs Hesdinfert genannt / jetzt aber heisst man sie / nach dem alten Namen / bloß Hesdin. Ligt in Artois / oder Artesia, 4. Meilen von Monstreul / und 5. von S. Pol / und sehr bequem / und wunderlich an dem besagten Wasser Cancha, darein da auch ein anderes Wasser / Namens Blangis kombt. Und wir solcher Ort deßwegen unter die vestiste im Niederland gezehlet; sonderlich / weiln man auff der einen Seiten / wegen der Sümpff / weder mit Kriegsvolck / noch Geschütz / darzu kommen kan; und die Stadt mit weiten / und tieffen Gräben / stattlichen Mauren / und Bollwercken / versehen ist; wie beym Georg Braunen im vierdten Theil seines Städtbuchs zu lesen. Gleichwol so haben Anno 1639. die Frantzosen die Vestung also geängstiget / daß sie solche / nach dem 47. tausend Canon-Schüß / wie in der Franckfurter Herbst-Relation dieses Jahrs stehet / darauff geschehen / mit Beding 20. (30.) Brachmonats erobert haben. Und ist noch der Zeit Frantzösisch. Es ist allda S. Judoci in Nemore Closter / so man jetzt Dom-Martinense nennet / in welchem vor Zeiten B. Milo Abbt gewesen ist.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_421.jpg&oldid=- (Version vom 18.2.2024)