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eine gute Auswahl trift, und andere dem Frauenzimmer, das zur Mutter bestimmt ist, nöthige Kenntnisse dadurch nicht vernachlässiget werden. Der vornehmere Theil ist sehr gesittet. Eine zweideutige Rede macht Mädchen dieser Art schon erröthend. Ist dem Liebhaber etwas Anstößiges entwischt, so hat er auch allen Kredit bei seiner Geliebten verlohren. Ueberhaupt ist diese Gattung Mädchen sehr eifersüchtig, und dies lobe ich an ihnen, denn wo keine Eifersucht ist, ist auch keine wahre Liebe vorauszusetzen; diese hält sich nur an einen Gegenstand, für die übrigen bleibt nur Hochachtung übrig. Man findet hier wenig unglückliche Ehen, Mann und Frau hängen sehr fest an einander. – Die Mainzer Mädchen werden überhaupt gute Mütter, man findet sehr wenige, die nicht 5–6 Kinder haben.

Das Frauenzimmer sucht aber auch sehr zu gefallen; der Luxus übersteigt allen Glauben. Was nur im mittlern Stande ist, geht ohne einen schwarzen Mantel nicht aus. Ich war in den Faschingstagen einigemal auf dem Ball, der in einem schönen Saal des Schröderischen Kaffehauses gehalten wird. Ich glaubte in den Himmel versetzt zu seyn, da ich

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/118&oldid=- (Version vom 22.11.2023)