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rund umher den ganzen Saal mit den herrlichsten Gesichtern umgeben sah. Ihr Putz war prächtig und beinahe bis zur Verschwendung groß. Ich sah mit Vergnügen, wie die jungen Herrn herumliefen, und so zu sagen wetteiferten, wer die Schönste zum Tanz führen sollte. Man muß auch dem Mainzer Frauenzimmer den Ruhm zugestehen, daß es sich wohl zu kleiden weiß. Einige reizen den Jüngling in ganz einfachem aber doch geschmackvollem Putz, Andere suchen ihre Kostbarkeiten auffallender zu machen.

Ohngeachtet dieses großen Luxus und den Reichthümern mancher Frauenzimmer kann man doch nicht sagen, daß sie den geringsten Stolz im Umgange zeigen; sie sind gegen jeden herablassend und gefällig, und niemand, der sich mit ihnen auf eine anständige Art unterhält, geht mit Ueberdruß von ihnen weg.

Unter ihnen zeichnet sich besonders Demoiselle Weikard als Schriftstellerin aus. Sie hat sich durch einige Theaterstücke dem Publikum angekündigt. Für ein Frauenzimmer sind sie auch immer gut gerathen, und können ihr zur Ehre gereichen.

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/119&oldid=- (Version vom 22.11.2023)