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Glückseligkeit den Genuß, welcher aus der Vervollkommung der menschlichen, das ist, der thierischen und moralischen Natur entstehet, so gibt es unter allen Ungereimtheiten, welche müßige und träumerische Köpfe oder sogenannte Philosophen ausgeheckt haben, nicht leicht eine gröbere, als die Behauptung: „Die Glückseligkeit vieler Millionen könne durch die Einsichten und Anordnungen eines Einzigen besser und sicherer bewirkt werden, als durch die Einsichten und Anordnungen vieler.“ Wie abentheuerlich muß diese Meinung nicht jedem vorkommen, der nur im mindesten auf der Menschen Thun und Lassen acht giebt, und täglich zu bemerken reichliche Gelegenheit haben muß, wie so gar wenige Menschen im Stande sind, ihre und ihrer kleinen Familie Glückseligkeit zu bewirken! und ein Einziger sollte die Glückseligkeit vieler Millionen schaffen können? und was für ein Einziger? Einer der nie die Stimme der Wahrheit gehört, nie die unentstellte Natur gesehen hat, indem man ihm alles, was er etwa hören muß, erst in die mildernde, verfeinernde und verfälschte Hofsprache übersetzt, damit ja der Wahrheit rauher Ton sein Ohr nicht beleidige! dem alles, selbst die Plagen seines Volks durch das verschönernde aber täuschende Glas des Vergnügens gezeigt wird? — Einer der schon als Kind im Purpur gekrochen, der eher gebieten als

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J. M. Afsprung: Ueber Regierungsformen. Schulbuchhandlung, Braunschweig 1790, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Regierungsformen.pdf/6&oldid=- (Version vom 21.3.2017)