Johann Georg von Soldner: Ueber die Ablenkung eines Lichtstrals von seiner geradlinigen Bewegung, durch die Attraktion eines Weltkörpers, an welchem er nahe vorbei geht. | |
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Grade der Breite genommen werden, weil der Erdsphäroid, an körperlichem Inhalte, einer Kugel gleich ist, welche den Erdhalbmesser daselbst, oder 6369514 Mètres, zum Radius hat. –
Wenn man diese Werthe für v und g in die Gleichung für tang ω setzt, so erhält man, in Sexagesimalsekunden, ω=0″,0009798, oder in runder Zahl, ω=0″,001. Da dies Maximum ganz unbeträchtlich ist, so würde es überflüssig seyn, weiter zu gehen; oder zu bestimmen, wie dieser Werth mit den Höhen über den Horizont abnimmt; und um wieviel er kleiner wird, wenn die Distanz des Gestirnes, von welchem der Lichtstral kommt, endlich und einer gewissen Größe gleich angenommen wird. Eine Bestimmung, die keine Schwürigkeit haben würde.
Will man vermittelst der gegebenen Formel untersuchen, wieviel ein Lichtstral vom Monde abgelenkt wird, wenn er an demselben vorbey und auf die Erde geht, so muß man, nachdem die gehörigen Größen substituirt und der Halbmesser des Mondes für die Einheit angenommen worden, den aus der Formel gefundenen Werth doppelt nehmen; weil ein Lichtstral, der an dem Monde vorbey und auf die Erde geht, zwey Arme der Hyperbel beschreibt. Aber demungeachtet muß das Maximum doch noch viel kleiner ausfallen, als bey der Erde; weil die Masse des Mondes, und daher g, viel kleiner ist. – Die Inflexion muß also blos von der Kohäsion, Zerstreuung des Lichts und der Atmosphäre des Mondes herrühren; die allgemeine Attraktion trägt nichts merkliches dazu bey. –
Wenn man in der Formel für tang ω die Beschleunigung der Schwere auf der Oberfläche der Sonne substituirt, und den Halbmesser dieses Körpers für die Einheit annimmt, so findet man ω=0″,84. Wenn man Fixsterne sehr nahe an der Sonne beobachten könnte, so würde man wohl darauf Rücksicht nehmen müssen. Da dies aber bekanntlich nicht geschieht, so ist auch die Perturbation durch die Sonne zu vernachlässigen. Für Lichtstralen, die von der Venus kommen, welches Gestirn Vidal nur zwey Minuten vom Sonnenrande beobachtet, (S. Hr. O. L. v. Zachs monatliche Correspondenz etc. II. Band pag 87.) beträgt sie viel weniger; weil man die Entfernungen
Johann Georg von Soldner: Ueber die Ablenkung eines Lichtstrals von seiner geradlinigen Bewegung, durch die Attraktion eines Weltkörpers, an welchem er nahe vorbei geht.. C. F. E. Späthen, 1804, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_die_Ablenkung_eines_Lichtstrals_von_seiner_geradlinigen_Bewegung.djvu/10&oldid=- (Version vom 1.8.2018)