der Dicke schoß wie ein Tuchballen in den weichen Sand.
Ein lautes Gelächter aus den Kehlen seiner beiden Gefährten stachelte ihn zu höchster Wut an.
„Ihr – Ihr habt gut lachen, Ihr herzlosen Kerle, die Ihr seid! Wer so lange Beine hat wie Ihr, kann sich leicht auf so einer infamen Bestie festklemmen! Aber ich … ich …!“
„Lieber Knirps“, meinte der Ingenieur Fritz Tümmler gutmütig „– verzeih’ schon! Doch – wenn Du so von Deinem edlen Renner herabsaust, – das ist wirklich ein zu komischer Anblick! Im übrigen kann ich Dir nur raten, Dein Reittier etwas liebevoller zu behandele. So, wie Du es anfängst, zähmt man kein Geschöpf, das in der Freiheit aufgewachsen ist. Also, liebes Knirpschen, – tu’ den Stock beiseite. Dein Maulesel hat eben Charakter und läßt sich nicht alles bieten.“
„Charakter – he – Charakter!“ Der Dicke rappelte sich auf, trat an das mit zurückgeklappten Ohren dastehende Mauleselein heran und beschaute es prüfend von allen Seiten. Dann streckte er die Hand aus und begann es zu streicheln. Der Knirps war ja im Grunde seines Herzens ein gutmütiger Mensch. Man behauptete dies ja von allen Dicken.
„Ich will Dich Spezia nennen“, sagte er, schon wieder mit behaglichem Lachen. „Spezia – als Abkürzung von Spezialarzt“, fügte er hinzu.
„Du bist übergeschnappt“, meinte Emil Kurz, der dritte Deutsche, der hier fernab von allen Stätten der Kultur in der Wüste Arabiens seinen hünenhaften Körper von der Sonne braten ließ. Er liebte keine langen Reden, begnügte sich stets mit ein paar Worten, und seine beiden Freunde und Leidensgefährten nannten Ihn daher Kürze-Würze.
„Gestatte!“ verteidigte sich Karl Bolz, der Knirps, voller Eifer. „Dieses liebe Tierchen hier, das mich heute zum zweiunddreißigsten Male den heiligen Boden Arabiens küssen ließ, ist mein Spezialdoktor für Entfettungskuren. Seit ich diese charaktervolle Bestie zuzureiten versuche, habe ich mindestens zwanzig Pfunde abgenommen.“
„Machen wir, daß wir heimkommen!“ mischte sich
W. Belka: Unter den Muka Lari-Zwergen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Unter_den_Muka_Lari-Zwergen.pdf/3&oldid=- (Version vom 1.8.2018)