Wir haben in dem Vorhergehenden den Bienenstaat in seiner systematischen Ausbildung betrachtet. Ein Proletariat mit außerordentlicher Hingebung an die Allgemeinheit, unermüdlich in der Arbeit, sorgsam für die Jungen, erzogen in der Ehrfurcht vor dem Gesetze und dem regierenden Haupte, verbunden durch sozialistische Einrichtungen, harmlos, gesellig, friedfertig, theilnehmend, unterwürfig, bescheiden in seinen Ansprüchen; – eine Adelskaste aus laut brummenden, dickleibigen, großaugigen Individuen bestehend, träg, faul, feige, ohne Talent, ohne Liebe zur Arbeit, ohne Fähigkeit die Waffe zu führen, weder zum Nutz noch zum Schutz des Staates tauglich, ohne Liebe zu seinen Jungen, zum Staate, zur Allgemeinheit, von egoistischer Rentenverzehrung lebend, aber hofdienerisch, kriechend, artig gegen die Königin, übermüthig stolz und wegwerfend gegen das Proletariat; – und endlich eine Anfangs grausame und herrschsüchtige, später liebenswürdige und duldsame Herrscherin ohne Arbeitsfähigkeit, aber in höchst engen Regierungsgränzen eingeschlossen, verehrt, weil sie sich nirgends einmischt, geliebt, weil sie unermüdlich in Vermehrung des Volkes ist – dieß sind die drei Elemente, aus welchen der Bienenstaat zusammengesetzt ist. Mit aller Weisheit scheinen die Prärogative und Befugnisse der einzelnen Stände abgewogen, die verschiedenen Staatsgewalten gegen einander abgegränzt und fast will es scheinen, als müßte diese Staatsform ewig dauern und nur auf ruhigem, legalem Wege Aenderungen zulassen. Der monarchische Sinn steckt so tief
Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/122&oldid=- (Version vom 1.8.2018)