Ich dachte der Armen, die sich unter dieser feuchten Nebelschicht in Kälte und Nässe bewegen müssen, gefesselt an einen undankbaren Boden – warum sich mir wohl, als ich an Deutschland dachte, das Bild eines verschimmelten Käses vor die Augen stellte, übelriechend und weichflüssig, von fußlosen Maden durchlöchert, unter finsterer, taub gewordener Glasglocke, die keinen Lichtstrahl ungebrochen durchläßt? Seltsame Ideenassociation, die vielleicht darin ihren Ursprung hatte, daß schlechter Strachino unser Frühstück hatte beschließen sollen. Wenn ich so zurückdachte an die Armen, die unter drückender Glocke mühsam in dem Moder athmen, in den sie feindliche Kräfte gebannt haben, und mich selbst ansah, einen Freien, in freier, warmer Luft, unter heiterem Himmel, unter strahlender Sonne, zwischen Blumen und Blüthen – frei, wie der Vogel in der Luft, nur mir selbst angehörend, standlos, nicht mehr Reichsregent und nicht mehr Professor – dann dachte ich an den, der meine Ketten zersprengt, meine Bande gelöst, meinen Körper entfesselt, meinen Geist befreit hatte –
Du wirst meinen Dank von dir weisen, dich hinter Prinzipien bergen, deine Grundsätze vorschieben und kühn behaupten, daß das Interesse des Staates, den du zu regieren glaubtest, die Sorge für die Pflänzlinge der Beamtenwirthschaft, die der Landesuniversität unter dem Namen von Studirenden anvertraut sind, daß der Hinblick auf das Wohl des engeren und weiteren Vaterlandes, höhere Staatsrücksichten und Considerationen erheblicher Natur dich zwangen, wenn auch trauernden Herzens und bedrängten Gemüthes,
Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/190&oldid=- (Version vom 1.8.2018)