beständig aus- und eingezogen und nach allen Richtungen hin ausgeworfen werden. So scheint das sonderbare Wesen in der freien See. Hüte dich wohl, es mit der Hand anzufassen; tausend unsichtbare Spitzen würden sich in deine Haut einbohren und ein unerträgliches Nesseln verursachen, dessen brennender Schmerz stundenlang anhält; suche es auch nicht mit dem Netze zu fangen, deine Mühe würde vergeblich sein; Hunderte von Fangfäden und Angeln haken sich an den Fäden des Netzes fest, die schleimige Oberfläche klebt überall an und nach langer Sorge und Noth lösest du endlich von dem Netze einen unförmlichen Klumpen los, dessen ursprüngliche Gestalt du unmöglich entwirren kannst. Willst du den zarten Organismus ganz erhalten, so halte dem ruhig dahinsteuernden Wesen einen weiten Pokal vor und laß es mit dem Strome, der sich in dein Glas stürzt, in dasselbe gleiten. Zuweilen sucht es einen Augenblick gegen den Strom anzukämpfen – aber diese Anstrengungen sind nur von kurzer Dauer und geringer Energie – die Partei der Ruhe muß dem Strome willenlos folgen, sobald dieser nur stark genug ist, die Kraft ihrer Trägheit zu überwinden. So sieht sich denn auch der Blasenträger bald in dem engen Glase gefangen, in welchem du ihn mit Muse beobachten kannst. Anfangs zwar zieht er sich auf ein Minimum von Raum zusammen; jeder ungeduldige Anstoß, jedes Schütteln dient nur dazu, diese Contraction zu vermehren und die Beendigung dieses Zustandes weiter hinauszuschieben; bietet aber dein Pokal Raum genug und läßt du ihn ruhig stehen, so entfalten sich bald die einzelnen Organe; der zusammenziehende Krampf löst sich und das gesammte Wesen, das in zusammengezogenem Zustande kaum die Größe einer Nuß oder eines
Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/209&oldid=- (Version vom 1.8.2018)