her und, obgleich ein leerer Raum, ist diese Leere doch das wesentlichste Organ und deßhalb auch zu Häupten des Ganzen gestellt. So seltsam es auch klingen mag, daß gewissermaßen ein Nichts die wesentlichste Rolle in einem Organismus spielen könne, so hatten doch die älteren Beobachter in ihrer naiven Einfalt das Richtige errathen oder vielmehr durch die einfache Anschauung der Sache gefunden. Die konstitutionelle Idee des willenlosen Herrschers, dessen Scheinexistenz nur deßhalb in dem Staate mitgeführt wird, damit sie sich in einem Nachfolger fortpflanzen könne, wäre hier bis zur letzten Consequenz fortgeführt und von der Natur dargestellt worden, wenn es dieser Luftblase überhaupt gegeben wäre, sich Nachfolger zu erzeugen. Allein dieß einzige Attribut des konstitutionellen Monarchen, das wir in dem Bienenstaate in so ausgezeichnetem Grade entwickelt vorfanden, fehlt hier durchaus. Vielleicht auch, daß der Schöpfer in seiner Allweisheit und in seiner Voraussicht der künftigen Dinge das Vorbild jener konstitutionellen Luftblase in der Natur schon erschaffen hatte, welche später als selbsteigenstes Produkt der Kaiserpartei in Frankfurt erfunden werden sollte. Wie? Wenn Dahlmann und Gervinus heimlich Naturwissenschaften betrieben hätten, während man sie mit tiefen Studien über Politik und über Shakespeare beschäftigt glaubte! Wenn diese edlen Männer den Abgründen des Meeres jenes Ideal abgelauscht hätten, das man als ein mathematisches Produkt einer unlösbaren Paragraphen-Gleichung des siebenten Grades, Reichsverfassung genannt, mit Unrecht ansah! – – –
Doch stellen wir uns in die Gegenwart! Jene Luftblase, die stets den ganzen Organismus des Blasenträgerstaates in der Höhe hält, die sein Auf- und Absteigen, sein Heben
Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/211&oldid=- (Version vom 1.8.2018)