sie ist die Staatskasse, die alle Säfte des ganzen Organismus an sich zieht, ohne daß ihre Leere jemals gefüllt werden könnte, und die den belebenden Strom von sich ausgehen läßt, nachdem sie den besten Theil davon verflüchtigt und in hohle Luft verwandelt hat. Diese Staatskasse krönt als letzte Spitze den hohlen Stamm, die allgemeine Staatskrippe, an welcher, wie wir sehen werden, alle übrigen Gebilde des Gesammtorganismus und vor allen Dingen die Beamten hängen, und ihr Zustand erscheint dem Unkundigen, der sich von dem bunten Farbenspiele täuschen läßt, beneidenswerth. Aber mögen die Herren Krauß oder Fould die Blase auch noch so sehr mit roth oder blau übertünchen, das kundige Auge dringt dennoch, mit Rothschild’s Brillen bewaffnet, durch die farbige Hülle hindurch und gewahrt die schreckliche Leere im Inneren des künstlich in der Schwebe gehaltenen Raumes. Mit Hohngelächter thun die Forscher der Opposition, die grießgrämigen Nachrechner des Budgets, welche alljährlich ihre Galle an der anschwellenden Staatsrechnung auslassen, ohne sie darum anders machen zu können, mit Hohngelächter oder Achselzucken thun sie der ganzen Welt kund, daß die schöne Farbe eitles Blendwerk sei, ein haltloser Firniß zur Uebertünchung eines bodenlosen Deficits, welches auch der gewandteste Rechenmeister nicht in einen Ueberschuß umwandeln könne. Staatsschuld und Deficit! Herrliche Verkörperungen der absoluten Absorptionskraft im Staatswesen, Ungeheuer, die täglich, wie die Drachen der Fabel eine weißgekleidete Jungfrau, so eine Ladung von Thalern zur Tilgung ihrer Leere verschlingen und zu deren Erlegung die Sct. Georg’s des Finanzwesens noch erfunden werden müssen. Furchtbare Molochsbilder, deren Appetit auf derselben Stufe zu erhalten,
Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/214&oldid=- (Version vom 1.8.2018)