auch die alten gläubigen Atome gänzlich gegen neue ungläubige vertauscht wären, so pflanzt doch die erneute Totalität den alten Glauben fort, wenn auch in immer abnehmenden Schwingungen.
Ich habe schon seit längerer Zeit an der relativen Vollkommenheit des Menschen gezweifelt. Eine absolute existirt ja überhaupt nicht, vielleicht selbst nicht einmal in den Hirndestillationen junghegelischer Philosophen. Ich glaubte aber, der Mensch sei das vollkommenste Thierwesen. Kinderglauben! Ich wurde in Frankfurt eines Besseren belehrt. Dort sah ich ja täglich die Edelsten der Nation, die besten Männer Deutschlands, die feinsten Blüthen des indo-germanischen Sprachstammes, ich war auf geeignetem Platze, um die Vollkommenheit des Menschen an concreten lebenden Körpern zu studiren. Mein Kinderglaube schwand täglich mehr. Vielleicht mag auch die veränderte Lebensweise dazu beigetragen haben, denn da der Glaube nur eine Eigenschaft der Körperatome ist, so hängt eine Veränderung des Glaubens nur von der Art und Weise der Ersetzung der Körperatome ab. Die Teltower Bauern sind so verstockt stabil, weil sie ihre Körperatome stets wieder durch Steckrüben-Atome ersetzen. Welche bessere Erklärung für die unbegreifliche geistige Ausbildung der Uckermärk’schen Granden kann es geben, als die, daß „Gans-Sauer“, jener Abfall der Spickgänse und Gänsebrüste, ihre Hauptnahrung bildet? Der preußische Thron wird feststehen, so lange Gänseriche und Steckrüben in menschlicher Gestalt seine Stütze in den Marken bilden. – Das ganze staatliche und gesellschaftliche Leben, ja die ganze Denkweise des Menschen ist in ihren Grundanschauungen durch die Einführung des Kaffee’s, dieses wühlerischen, höllenschwarzen Getränkes verändert worden.
Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/23&oldid=- (Version vom 1.8.2018)