es vollkommen gleichgültig, ob Todeszucken oder Jugendkrämpfe die Wogen aufregen. Die Aufregung selbst genügt ihnen, um sie zu hassen.
Der hohle Leib der Schluckmäuler sitzt meistens durch einen ziemlich festen, fast knorpelig harten Stock auf dem gemeinschaftlichen Stamme auf. Dieser Untersatz ist durchbohrt, ein enger Kanal durchläuft ihn in seiner ganzen Länge und setzt so den Kassenraum des Schluckmaules mit dem Kanale des Stammes, in welchem die allgemeine Lebensflüssigkeit cirkulirt, in Verbindung. Diese Flüssigkeit selbst ist eigentlich nur der Rest der Nahrungsstoffe, die von dem Schluckmaule aufgesogen und zum größten Theile in seine eigene Oekonomie verwendet wurden. Der Gesammtorganismus lebt so gewissermaßen nur von den Brosamen, die von den Tischen dieser Herren fallen. Alles, was in die gemeinsame Cirkulation eingehen soll, muß erst durch die Mägen und Kassenräume dieser Bestien durchgehen, die begreiflicher Weise nicht den schlechtesten Theil davon für sich behalten. Man kann nicht behaupten, daß sie den Staat aussaugen; – sie würden sich stolz zurückwerfen und sich verachtend wegbeugen, ja es als eine empfindliche Beleidigung ansehen, wenn man ihnen sagen wollte, daß sie in ähnlicher Weise, wie die Schwimmknospen an der allgemeinen Staatskrippe zehren und auf Kosten derselben leben. Hört man sie, so stellen sie mit kecker Stirn und sogar mit einigem Schein der Wahrheit die entgegengesetzte Ansicht auf. Sie sind es, welche die Cirkulation in dem gemeinsamen Stamme unterhalten; ohne ihre Verdauung würde das allgemeine Reservoir in dem Stamme bald versiegen und der gesammte Organismus an jammervoller Erschöpfung dahinsiechen. Der Staat ist ihnen Dank dafür schuldig,
Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/232&oldid=- (Version vom 1.5.2018)