zwei Seiten hin seine Thätigkeit entfalten, nach der friedlichen Organisation hin oder nach dem gewaltsamen Umsturz. Die Erstere beherrscht der Naturforscher, die Letztere der Krieger. Deutsche Jünglinge, die Ihr für die Einheit und Freiheit Eures Vaterlandes wirksam und thätig sein wollt, Ihr dürft nur Zoologen oder Soldaten werden. Auf allen andern Wissenschaften ruht der Fluch der Unfruchtbarkeit – nur wenn die junge Generation mit dem Schwerte in der einen und dem Codex der Thierverfassungen in der andern Hand auf den Kampfplatz tritt, wird die neue Zeit siegen können. Wir glauben deßhalb jetzt noch an keine Revolution. Manteuffel kann ruhig auf dem von der Gothaer Partei gemachten Bette schlafen – die demokratischen Wühlmäuse werden ihm nicht das Stroh unter dem Leibe zernagen. Die revolutionären Zoologen und die revolutionären Feldherren gehen eben noch in die Schulen und Cadettenhäuser – man wird warten müssen, bis ihre Erziehung vollendet ist.
Ein Resultat nur erlaube ich mir noch als ein wesentliches und allgemeines hervorzuheben. Wie vollkommen auch der Thierstaat sein mag, den eine specielle Art durch ihre schöpferischen Gedanken herangebildet hat, stets wird man bemerken, daß die verwandten Arten, welche in mehr oder minder vollkommener Anarchie leben, auf einer höheren Stufe der Organisation stehen. Es gibt Thierstaaten von verschiedener Vollkommenheit – je tiefer sie stehen, desto mehr heben sie das Individuum auf und schmelzen seine Rechte in Pflichten gegen die Allgemeinheit um. Die Verkümmerung der Organisation hält damit gleichen Schritt; die Individuen selbst gehen nach und nach in solchen allzu wohl regierten Staaten zu Grunde, und oft erstreckt sich die
Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/46&oldid=- (Version vom 1.8.2018)